Gastbeitrag meines Co-Autors Dr. Reinhard Müller aus Bayern

Nachdem ich hier einen ersten Artikel zum Thema „DIY – Shampoo selber machen“ erstellt habe, möchte ich das Thema gerne nochmal aufgreifen und nehme die prinzipielle Antwort gleich vorweg: Ja es ist auch möglich, ein Shampoo aus rein natürlichen Inhaltsstoffen selbst herzustellen. Vorausgesetzt Frau hat Spaß am Kochen und kann auf die gewohnte kosmetische Anmutung und den charakteristischen Duft eines handelsüblichen Shampoos verzichten.

Rosskastanie
Früchte und Samen der Rosskastanie

Quelle: Wikimedia CC-BY-SA 2.0 Lizenz

Aber was hat Shampoo mit „Kochen“ zu tun?

Um diese Frage zu beantworten, werfen wir nochmal kurz einen Blick auf die eigentliche Aufgabe und Funktionsweise eines Shampoos: Die Hauptaufgabe und gleichzeitig wichtigste Aufgabe eines Shampoos ist es, die Haare sauber zu machen …das in möglichst kurzer Zeit …und dabei die Haare und die Kopfhaut zu schonen und nicht zu schädigen.

Reinhard_Teaser
Fotografin: Margit Binder – Model: Dr. Reinhard Müller

Um das zu erreichen, enthalten Shampoos oberflächenaktive bzw. waschaktive Substanzen, sog. „Tenside“. Derartige oberflächenaktive Substanzen kommen auch in der Natur vor und werden als „Saponine“ bezeichnet, weil sie beim Schütteln mit Wasser einen seifenähnlichen Schaum bilden.

Saponine finden sich in diversen Gemüsepflanzen und Kräutern, beispielsweise in Sojabohnen, Erbsen oder Kartoffeln, aber auch in Nüssen und Kastanien sowie in verschiedenen Hölzern und Baumrinden, wie zum Beispiel in Süßholz, aus dem Lakritz gemacht wird. Besonders hohe Konzentrationen an Saponinen weisen Rosskastanien, Panamarinde und Waschnüsse auf.

Um die Saponine für die Shampoo-herstellung aus den Kastanien, der Panamarinde oder den Waschnüssen zu gewinnen, werden die fein zerkleinerten Rohstoffe mehrmals mit heißem Wasser extrahiert, d.h. einige Zeit mit Wasser sanft ausgekocht. Der Extrakt wird anschließend noch heiß durch ein feines Sieb oder ein Baumwolltuch filtriert.

Der Saponinhaltige Extrakt könnte theoretisch die Haare bereits reinigen, ist aber wasserdünn und riecht „wenig kosmetisch“. Deshalb ist er als Shampoo in der Form noch nicht ideal. Das erreicht Frau erst durch Zusatz und klumpenfreies Verrühren eines geeigneten Verdickungsmittels wie beispielsweise Apfelpektin, Leinsamen oder Johannisbrotkernmehl und etwas Zitronensäure. Die Zitronensäure dient dabei sowohl als Säuerungsmittel zum Einstellen der Viskosität und eines hautfreundlichen pH-Wertes als auch als Konservierungsmittel. Ein paar Tropfen ätherisches Zitronenöl, Orangenöl oder Bergamotteöl überdecken den etwas muffigen Geruch und sorgen für einen frischen Duft des selbstgemachten Shampoos.

Das fertige gelartige „Naturshampoo“ hält sich mindestens zwei bis drei Wochen, vorausgesetzt es wird in saubere Flaschen abgefüllt und kühl gelagert.

Dieses Shampoo ist für mehr oder weniger „normales“ Haar geeignet. Größere Haarprobleme lassen sich damit leider nicht lösen.

haarebuersten
Fotograf: Martin Helmers – Model: Elischeba Wilde

Wem das Extrahieren der Saponine zu zeitaufwendig ist, kann Saponin aus Panamarinde (Quillaja-Saponin) auch in Pulverform kaufen und in der Shampoo-Rezeptur einsetzen.

Kosmetik-Rohstoffe und weitere Utensilien für DIY-Shampoos gibt es in gut geführten Reformhäusern, bei Spinnrad und in diversen Online-Shops.

Bis dann viel Spass beim Zusammenrühren und Experimentieren

Reinhard

Sonstiges: neue Beiträge auf Elischebas Mama– und Reiseblog
 
VG Wort Zähler