Ein Kumpel, der eine kleine Firma leitet, ist genervt. Von seinem Personal. Ein bisschen mehr Eigeninitiative würde er sich von ihnen wünschen. Mal ein wenig mehr Begeisterung. Und nicht das Gefühl, dass da jeder froh ist, wenn er endlich Feierabend hat.
O.K. Ich frage ihn, ob er sein Team denn schon mal gelobt hätte. Oder ob er sich schon mal einzelne Personen raus gepickt hätte, um denen zu sagen, dass sie das ein oder andere echt gut hingekriegt hätten.
Ich ernte ein breites Grinsen. Die sollten doch froh sein, dass sie einen Job haben. Ihr Gehalt sei doch wirklich Bestätigung genug. Loben wäre außerdem absolut nicht sein Ding. Er wäre nicht so ein Schleimer.
Verstanden. Ganz nebenbei weiß ich, dass dieser Bekannte seinen Leuten den Mindestlohn zahlt. Als gebürtige Kölnerin habe ich das Direkte der Rheinländer im Blut und einfach mal gefragt.
Drei Monate später. Gleicher Typ. Ähnlicher Fall. Seine Frau wäre die letzte Zeit so schlecht drauf. Da würde er sich einfach gern und viel aus dem Staub machen. So könnte er diese Launen am besten aushalten.
Auch hier frage ich ihn, wann er seine Frau das letzte Mal gelobt hätte. Und ob er ihr das Gefühl gibt, sich geliebt zu fühlen.
Schon wieder bekomme ich ein breites Grinsen zur Antwort. Diesmal reicht es fast bis zu den Ohren. Er sei über 20 Jahre verheiratet. Da sei man nicht mehr verliebt. Und wie gesagt, er wäre ja kein Schleimer.
Und da sind wir beim Punkt. Aufrichtiges Loben hat nichts mit Schleimerei zu tun. Wenn es von Herzen kommt, dann spornt es einfach an.
Ich habe einen Job, bei dem ich recht viel Lob erhalte. Als freiberufliche Journalistin tut mir das auch gut, da positives Feedback meine Kreativität beflügelt.
Manchmal wird mir einfach gesagt, dass ich drei sehr schöne Blogs betreibe. Das freut mich natürlich sehr. Noch viel lieber habe ich detailliertes Lob … aber auch gern konstruktive Kritik … mit einer Beschreibung dahinter – den positiven Gefühlen, die der andere beim Lesen oder Anschauen meiner Videos erlebt.
Möchtest du andere loben, dann ist es wichtig zu wissen, dass die „Ich-Form“ besonders kraftvoll ist, denn sie zeigt, dass du durch den anderen positiv bewegt bist.
Hier ein paar Beispiele:
„Ich musste beim Lesen deines Artikels richtig laut lachen – echt lustig geschrieben!“
„Wir fanden deine Filme aus Kroatien so schön, dass wir dort nun auch Urlaub gebucht haben.“
Hier spürst du, dass du mit deiner Arbeit und deinen Talenten anderen Menschen eine Freude bereitet hast.
Wir sind so gemacht, dass wir die Bestätigung brauchen, dass unser Dasein andere erfreut. Anderen etwas Gutes tun und Anerkennung für unsere Arbeit zu erhalten, macht glücklich und motiviert schnell zu noch besserer Leistung.
Ebenso positiv und anspornend sind Visionen davon, was man mit seiner Arbeit alles schaffen kann.
Antoine Marie Jean-Baptiste Roger Vicomte de Saint-Exupéry, ein berühmter französischer Schriftsteller und Pilot hat die Kunst der Motivation folgendermaßen beschrieben:
„Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“
Zum Schluss noch ein weiteres Plus: Wenn du dich auf das Gute anderer Menschen konzentrierst und ihnen das auch mitteilst, dann kommen die damit verbundenen positiven Emotionen zu dir zurück.
Ganz einfach: Stell dir vor, dein Partner ist ganz begeistert vom tollen Essen, das du gekocht hast und teilt dir mit, dass die Sauce heute besonders gelungen ist. Das beflügelt dich dazu, sie beim nächsten Mal wieder richtig lecker hinzukriegen.
Und was ist mit dem oben erwähnten Bekannten? Ich habe ihn kürzlich wieder getroffen. Mit dem Loben das hätte er ja mal ausprobiert. Na ja, so ein bisschen zumindest. Resultat? Die letzten drei Jahre hat keiner aus seinem Team gekündigt oder sich abwerben lassen. Na, das ist doch schon mal ein Anfang.
Wen möchtet ihr als nächstes loben?
Falls ihr mir etwas Nettes schreiben möchtet – dafür gibt`s ja die Kommentarfunktion 😉
Bis bald wieder und beste Grüße von Elischeba
Jana
10. August 2015 at 10:54 (9 Jahren ago)In meinem Büro gibt es immer (Geburtstag, Ostern, Nikolaus) etwas Kleines. Zum Dezember hin haben wir dieses Mal einen kleinen Lindt-Adventskalender bekommen. Das sind zwar nur Kleinigkeiten, aber man freut sich doch. Zusätzlich machen wir jedes Jahr einen Tagesbetriebsausflug.
In meinem alten Büro war es früher auch so. Nach ein paar Jahren gab es nur noch Sekt und Berliner an Karneval. Es war etwas demotivierend.
Etwas Schokolade macht wirklich Einiges aus.
Elvira
10. August 2015 at 10:57 (9 Jahren ago)bei uns gibt es meist eher nur einen auf den Deckel wenn man was falsch macht … kürzlich aber da hat mich meine Chefin für etwas gelobt … damit habe ich gar nicht gerechnet … ja, das hat mich auch richtig „beflügelt“ 🙂
Sara
10. August 2015 at 11:32 (9 Jahren ago)gleich angewendet und mein Söhnchen dafür gelobt dass er den Zug so schön gebaut hat 🙂
und dich lob ich jetzt für den schönen Artikel – mir gefällt dass dein Blog so positiv ist – gibt genug Deprisachen im Internet gerade
Reinhard
10. August 2015 at 16:25 (9 Jahren ago)Ich hatte auch mal einen Chef, der nach dem Motto führte: „Nicht geschimpft ist genug gelobt !“ … ein typischer „Helikopter-Manager“ … (einschweben – viel Staub aufwirbeln – wieder abheben und verschwinden) … 😉 Seitdem ich selbst eine Service-Abteilung mit 40 Frauen aufgebaut und über Jahre erfolgreich geführt habe, weiß ich was persönliche Ansprache, ehrliches Lob, konstruktive Kritik und Visionen für positive Energien freisetzen können und was das für den Team-Spirit und die Motivation der Mitarbeiter bedeutet.
Tamara
10. August 2015 at 20:37 (9 Jahren ago)einer deiner schönsten Artikel – der tat irgendwie richtig gut zu lesen – DANKE!
Ilka
30. September 2015 at 21:35 (9 Jahren ago)klasse Bericht Elischeba